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US-Strafzölle: Der aktuelle Stand im US-Handelskonflikt – verschaffen Sie sich einen Überblick

Wohin die Reise der USA unter seiner Präsidentschaft gehen soll, hat Donald Trump bereits in seiner Inaugurationsrede angekündigt. Nun macht er ernst! Ab dem 12.3.2025 sollen zusätzliche Einfuhrzölle in Höhe von 25 % auf Stahl- und Aluminiumprodukte sowie deren Derivate erhoben werden. Die EU hat bereits entsprechende Maßnahmen angekündigt. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die US-Zölle, deren Auswirkungen und die geplanten Gegenmaßnahmen der EU.

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Infoticker USA: Alle Updates zu Strafzöllen & Co (Stand: Mai 2025)

Markus Graef

14.03.2025 · 4 Min Lesezeit

Wohin die Reise der USA unter seiner Präsidentschaft gehen soll, hat Donald Trump bereits in seiner Inaugurationsrede angekündigt. Nun macht er ernst! Ab dem 12.3.2025 sollen zusätzliche Einfuhrzölle in Höhe von 25 % auf Stahl- und Aluminiumprodukte sowie deren Derivate erhoben werden. Die EU hat bereits entsprechende Maßnahmen angekündigt. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die US-Zölle, deren Auswirkungen und die geplanten Gegenmaßnahmen der EU.

Die Gründe für die Zusatzzölle

Das Ziel der Wiedereinführung der Zusatzzölle ist es, den heimischen Markt vor unlauterem Wettbewerb zu schützen. Denn durch die Einfuhr großer Mengen von Stahl und Aluminium scheint die nationale Sicherheit der USA gefährdet. Bereits in seiner ersten Amtszeit verhängte Präsident Donald Trump wegen nationaler Sicherheitsbedenken zusätzliche Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte.

Die aktuellen Regelungen

Bereits 2018 und 2020 haben die USA zusätzliche Zölle in Höhe von 10 % auf Produkte aus Aluminium und Aluminiumderivaten sowie in Höhe von 25 % auf Eisen- und Stahlprodukte eingeführt. Unter der Biden-Administration wurden diese wieder ausgesetzt.

Mit der Anpassung der Proklamationen unterliegen nun jedoch alle Einfuhren von Stahl- und Aluminiumprodukten einem zusätzlichen Zoll von 25 %. Folgende Kapitel des Zolltarifs sind betroffen:

  • Kapitel 72 – Eisen und Stahl
  • Kapitel 73 – Waren aus Eisen oder Stahl
  • Kapitel 76 – Aluminium und Waren daraus

Ob alle Waren der jeweiligen Kapitel betroffen sind, ist noch unklar. Eine Ausnahme besteht nur für Aluminium- und Stahlderivate, die in den USA gegossen oder geschmolzen werden.

Alle Quotenregelungen und Länderausnahmen wurden abgeschafft

Von den Strafzöllen ist nicht nur die Europäische Union betroffen. Auch mit anderen Ländern wurden die Vereinbarungen einseitig gekündigt. Dazu gehören

  • Argentinien
  • Australien
  • Brasilien
  • Japan
  • Kanada
  • Mexiko
  • Südkorea
  • Vereinigtes Königreich

Für alle Einfuhren aus diesen Ländern gelten ab dem 12.3.2025 ebenfalls Zusatzzölle in Höhe von 25 %. Damit wurde auch das Quotensystem abgeschafft.

Weitere Drohungen gegen Europa

Auch andere Waren aus der EU sollen nach den Vorstellungen Trumps mit Zöllen belegt werden. Damit soll unter anderem auf die Maßnahmen reagiert werden, die die EU mit der Einführung des Digital Services Acts (DSA) und des Digital Markets Acts (DMA) gegen verschiedene US-Technologiekonzerne ergriffen hat. Ein weiterer Kritikpunkt sind die unterschiedlichen Zollsätze zwischen der EU und den USA im Automobilsektor. Es bleibt spannend, wie und wo der protektionistische Kurs der US-Regierung fortgesetzt wird.

Paradoxer Trumptektionismus

Dabei sind die transatlantischen Handelsbeziehungen die wichtigsten der Welt. Millionen von Arbeitsplätzen in den Vereinigten Staaten hängen vom Handel und den Investitionen zwischen der EU und den USA ab. Der Waren- und Dienstleistungsverkehr zwischen der EU und den USA hat 2023 das beeindruckende Volumen von 1,6 Billionen Euro erreicht.

Das bedeutet, dass jeden Tag Waren und Dienstleistungen im Wert von 4,4 Milliarden Euro über den Atlantik zwischen der EU und den USA gehandelt wurden. Bemerkenswert ist vor allem, dass der Handel mit Waren und Dienstleistungen ausgeglichen ist. Die Differenz zwischen den Exporten der EU in die USA und vice versa beläuft sich auf 48 Milliarden Euro – das sind nur 3 % des gesamten transatlantischen Handels. Umso verwirrender ist Präsident Trumps Kurs.

Der Standpunkt der EU

Die Europäische Kommission hält die US-Handelspolitik für einen Schritt in die falsche Richtung. Sie tritt weiterhin für ihre Werte einer Handelspartnerschaft ein, die für beide Seiten vorteilhaft ist und auf Fairness beruht. Sie hat bereits angekündigt, mit „entschlossenen und verhältnismäßigen“ Gegenmaßnahmen zu reagieren. Wie diese genau aussehen werden, ist noch offen. Bereits 2018 hatte die EU als Reaktion auf die damaligen Dekrete der Trump-Administration die Verordnung 2018/886 erlassen und ihrerseits zusätzliche Zölle eingeführt. Nach einer Einigung mit den USA im Oktober 2021 wurde diese jedoch befristet bis zum 31.3.2025 ausgesetzt. Daher ist davon auszugehen, dass die Verordnung spätestens zum 1.4.2025 wieder in Kraft tritt. Das erste Mittel der Wahl sollten jedoch Verhandlungen sein. Denn mit einer weiteren Verschärfung des Handelskonflikts ist niemandem geholfen. Ob die Trump-Administration zu einem Einlenken bereit ist, ist derzeit allerdings sehr fraglich.

Die Folgen des Handelskonfliks

Erheben die USA Zölle auf Produkte europäischer Unternehmen, verteuern sich diese und der Absatz sinkt. Reagiert die EU mit Gegenzöllen auf US-Waren, werden diese für europäische Verbraucher teurer. Auch US-Zölle in anderen Teilen der Welt könnten die EU indirekt belasten. Denn betroffene Länder könnten ihre für die USA bestimmten Waren nach Europa umleiten, was den Wettbewerb für europäische Unternehmen verschärfen würde. Darüber hinaus könnte die globale Vernetzung der Wirtschaft dazu führen, dass die Lieferketten europäischer Unternehmen unterbrochen werden und bestimmte Produkte schwieriger und teurer zu beschaffen sein werden.

Die Ungewissheit über mögliche Zölle und ihre Folgen könnte Unternehmen auch dazu veranlassen, Investitionsvorhaben aufzuschieben, was das Wirtschaftswachstum weiter beeinträchtigen würde.

Fazit

Die aktuelle US-Handelspolitik macht deutlich, wie riskant protektionistische Maßnahmen in einem eng verflochtenen Wirtschaftssystem sein können. Eine kurzfristige Fokussierung auf den Schutz nationaler Interessen gefährdet langfristig die Stabilität und das Vertrauen in den transatlantischen Wirtschaftsraum – ein partnerschaftlicher Dialog ist daher notwendig, um die Grundlagen für eine nachhaltige, zukunftsfähige Handelspolitik zu sichern.

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Markus Graef ist Experte für Zoll, Exportkontrolle und Trade Compliance. Mit seinen umfassenden Kenntnissen aus 15 Jahren Berufserfahrung in verschiedenen Branchen, unterstützt er Unternehmen, sicher durch komplexe regulatorische Anforderungen zu […]

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