GLOBALE WIRTSCHAFT

Brandaktuell: Die 8 wichtigsten Auswirkungen der US-Zollerhöhungen für Ihren Einkauf

Die Ankündigung Donald Trumps am 2. April 2025 – dem „Liberation Day“ –, neue und massive US-Importzölle für nahezu alle Länder der Erde zu verhängen, hat globale Turbulenzen und Kritiken ausgelöst. Immer häufiger ist die Rede von einem globalen Handelskrieg, der Abkehr vom Freihandel und einer Zäsur. Für Sie als Einkäufer sind daher die folgenden 8 Parameter jetzt besonders wichtig:

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Infoticker USA: Alle Updates zu Strafzöllen & Co (Stand: Mai 2025)

Hans-Christian Seidel

11.04.2025 · 2 Min Lesezeit

1. Höhere Zollsätze

Die USA behaupten, exportseitig mit massiven Zollerhöhungen konfrontiert zu sein. Daher gelten nun die folgenden neuen, deutlich höheren US-Importzölle:

  • 5.4.2025: neuer Basiszoll von 10 % für alle Importprodukte
  • 9.4.2025: weitere, nach Ländern jeweils unterschiedliche Zollerhöhungen. Achtung: Die letzte Meldung vor Redaktionsschluss am 9. April lautet, dass Präsident Trump die angekündigten Zollerhöhungen für 90 Tage aussetzt.
  • Vietnam: 46 %
  • China: 34 %
  • Schweiz: 31 %
  • Indien: 26 %
  • Südkorea: 25 %
  • EU und Deutschland: 20 %
  • Israel: 17 %
  • Großbritannien: 10 %

2. Deutsche Wirtschaft und BIP

Das deutsche Exportvolumen mit den USA betrug 2024 ca. 161 Mrd. € und das Importvolumen ca. 91 Mrd. € (Quelle: destatis). Natürlich wirken sich die gigantischen Zölle und die entsprechenden EU-Gegenzölle unweigerlich negativ auf alle deutschen Firmen – also nicht nur die Schlüsselindustrien Maschinenbau, Chemie/Pharma und Automobil – und das angestrebte Wachstum des deutschen BIPs aus.

3. Inflation

Durch die höheren Preise wird sowohl in den USA als auch in der EU die Inflation wieder steigen.

4. Dollar und Gold

Das Vertrauen in den US-Dollar und womöglich auch in Gold als sichere Anlage wird dramatisch sinken.

Mein Tipp: Behalten Sie die weitere Entwicklung des Wechselkursverhältnisses zwischen US-Dollar und Euro im Auge.

5. Rohstoffe

Die Zollerhöhungen werden sich auch auf die Rohstoffpreise für Metalle, Lebensmittel und fossile Energien auswirken.

Mein Tipp: Beobachten Sie die weiteren Entwicklungen der Erdölpreise und der für Sie wichtigen Rohstoffe.

6. Gegenreaktion EU und Chinas

Gegenreaktionen der EU und Chinas – u. a. verschärfte Exportkontrollen bei Seltenen Erden – werden nicht lange auf sich warten lassen. Die Zollspirale zieht sich also weiter zu.

7. Derisking, Decoupling, Nearshoring

Bei Derisking, Nearshoring oder Decoupling ging es bisher primär um die Verlagerung von Importprodukten aus China in andere Drittländer. Solche Maßnahmen werden dem Einkauf zukünftig auch für Produkte aus den USA nahegelegt werden. Die EU ist daher gezwungen, zeitnah neue Freihandelsabkommen abzuschließen. Allerdings wird es dauern, bis zusätzliche Steigerungen bei den Exporten und Importen wertmäßig wirklich einschlagen.

8. Konsequenz für Einkäufer

Für Sie als Einkäufer bedeutet dies, dass Sie eventuell die folgenden Aktivitäten umsetzen müssen:

  • Treffen Sie eine Absprache mit Ihren globalen Spediteuren über die neuen gültigen Zollsätze.
  • Evaluieren Sie mit Total-Cost-of-Ownership-Vergleichen, ob durch die EU-Gegenzölle deutsche, europäische oder drittländische Lieferanten vom Gesamtpaket attraktiver werden als US-amerikanische.
  • Prüfen Sie Ihre Zolltarifnummern auf Korrektheit und Optimierbarkeit bei der Produktgestaltung.
  • Verhandeln Sie Preise mit amerikanischen Lieferanten nach.
  • Prüfen Sie Optimierungen bei Veredelungen und den Einsatz von Zollfreilagern.
  • Informieren Sie Ihre Verkäufer und das Produktmanagement, da diese jetzt mit den Kunden Preise neu verhandeln müssen.

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Hans-Christian Seidel ist seit über 15 Jahren globaler Einkaufstrainer in Seminaren und Coach. Seine Themenschwerpunkte umfassen die Bereiche Einkauf, Wirtschaft, Verhandlung, Leadership, interkulturelle Kompetenz und Konfliktmanagement.